Krankenhaus Wimbern: Wo geht die Reise hin?

Leserbrief von CDU-Ratsmitglied Dirk Schröter

30.10.2012, 20:18 Uhr

Wer die kürzlich geführte Diskussion in der Wimberaner Schützenhalle über die von der Bezirksregierung angestrebte, aber angeblich noch nicht feststehende, zukünftige Nutzung des z. Zt. leer stehenden Krankenhauses als prädestinierte Asyl-Anlaufstation aufmerksam verfolgte, der musste tief enttäuscht feststellen, dass über die Köpfe der vor Ort betroffenen Bürger hinweg bereits im Hintergrund alle notwendigen Entscheidungen getroffen waren.

Regelrecht ohnmächtig musste man zuhören, wie die von der Zuhörerschaft vorgebrachten Gegenargumente vom stellvertretenden Vorsitzenden der Bezirksregierung, Herrn Milk,  zur Seite gewischt oder schöngeredet, die Unabwägbarkeiten, Probleme und Risiken bewusst heruntergespielt wurden. Eine Kompromissbereitschaft war nicht zu spüren, Ignoranz breitete sich aus. Die Ängste, Sorgen und Bedenken der Anwohner wurden in keinster Weise ausgeräumt oder zur späteren Erledigung vermerkt, was eigentlich Sinn und Zweck dieser Diskussion sein sollte. Ob seitens der Bezirksregierung überhaupt ausreichend die Relation von ca. 800 Bürgern des Ortsteils zu einer solchen Anhäufung mit mindestens 500 Personen auf kleinstem Raum mit unterschiedlicher Nationalität und Sprache bedacht, die dringend erforderlichen Sicherheitsaspekte eruiert, die vor Ort betriebene Kita und das bis heute ausgelastete Altenheim mit dessen Zukunftsplänen in Form der im Bau befindlichen Erweiterung berücksichtigt, das Schicksal der in diesen Einrichtungen beschäftigten Mitarbeiter genügend mit eingeflossen, ein sehr wahrscheinlicher Verfall der Immobilienpreise ins Kalkül gezogen, die jetzigen Bewohner des Geländes befragt wurden, all die Antworten darauf klangen sehr wenig verheißungsvoll und unehrlich. Sie wurden oft  dilettantisch vorgetragen, häufig nur Halbwahrheiten mitgeteilt, bis von den betroffenen Anwesenden Fakten dazu geliefert und erst dann die vorherigen Aussagen nachgebessert oder korrigiert wurden. Aufgrund der zeitnahen Information durch die Zeitung, dass  die Machbarkeit zur Nutzungsänderung des Gebäudes erst nachrangig erwirkt und vorerst der Vertrag mit der Krankenhaus-Holding  unterzeichnet  werden soll, kommt der Verdacht auf, dass nach Miet-/Kaufvertragsabschluss die Umwandlung egal wie durchgeboxt werden wird.  Eine solche Reihenfolge ist absolut unüblich. Es zeigt einmal mehr, dass diese Kröte vor Ort geschluckt werden muss, während sich die Bezirksregierung im erzwungenen Erfolg sonnen kann. Die eigentlich   geladenen Entscheidungsträger  stellten sich seltsamerweise nicht dieser heiklen Debatte. Bis auf den Landtagsabgeordneten Herrn Uhlenberg aus Verbundenheit zur Ortsgemeinde und den Bürgermeister Arndt glänzten Herr Bollermann als Vorsitzender der Bezirksregierung, Herr Bathen als Leiter der Krankenhaus- Holding und der zuständige Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende der SPD mit Verbindung zum Innenministerium, Herr Römer, durch Abwesenheit. Die perfekte Vorbereitung und Moderation durch den Verein „Dorf Wimbern“ sowie die niemals populistisch ausufernde Diskussion sollen nicht unerwähnt bleiben. Sicherlich  war allen bewusst, dass das Krankenhausgebäude selbst eine durchaus passende Immobilie für ein solches Vorhaben darstellt. Aber die ungenügende Berücksichtigung der geschilderten, sensiblen Begleitumstände, die rücksichtslose Vorgehensweise der Bezirksregierung durch bewussten Ausschluss des Bürgermeisters und des Gemeinderates im Vorfeld sowie eine vorgetäuschte Pseudo-Debatte, die sich als schlechte Erläuterung  von bereits abgesegneten Fakten entpuppte, hinterlassen einen faden Beigeschmack. Bürgernähe wird anders gelebt. Dieser Schnellschuss wird nachwirken, die Worte des Herrn Milk und damit der Bezirksregierung bleiben im Ohr.

Dirk Schröter