Gestalten, nicht einfach nur verwalten - das könnte ein Titel für die ersten beiden Bürgermeisterjahre von Dr. Martin Michalzik in Wickede (Ruhr) sein. Die Handschrift des Verwaltungschefs jedenfalls - nach 24 Monaten ist sie in vielen Bereichen des Gemeindelebens bereits zu erkennen.
CDU-Bürgermeister Dr. Martin Michalzik Die Maßnahmen, die Michalzik z.B. für die Grünanlagen im Ort angeregt hat, sind symptomatisch: Da werden neben der normalen Pflege auch mal zugewachsene Bereiche komplett frei geschnitten, werden „Blickachsen“ angelegt. So etwas fördert Transparenz und klares Erkennen der Verhältnisse.
Und das schiebt Michalzik auch im übertragenen Sinne an: Klare Worte und Bilder machen Maßnahmen und Entwicklungen nachvollziehbar. „Das Bürgerhaus kostet uns 1 000 Euro am Tag“ - mit dieser Info wird die Notwendigkeit für die Anhebung der Nutzungsgebühren nachvollziehbarer. Dann ist da noch ein Freibad, eine Bücherei, diverse Sporthallen - insgesamt also eine Infrastruktur, die der Bürger gerne nutzt, die aber auch bezahlt sein will. Daher sei auch in nächster Zeit noch nicht an Schuldenabbau zu denken, sondern daran, die anstehenden Aufgaben auf dem gegenwärtigen Schuldenniveau plus-minus Null zu bedienen.
Bei diesen Herausforderungen freut sich der Bürgermeister nach zwei Jahren über viele gute Mitstreiter. Sei es sein Team im Rathaus, seien es die Fraktionen im Gemeinderat, die Ansprechpartner in der Wirtschaft oder die vielen engagierten Bürger, die das Gesicht der Gemeinde formen - mit ihnen allen sieht Michalzik ein gutes Klima vor Ort und eine Atmosphäre, in der zwar in der Sache bisweilen hart gerungen werde, der Umgang aber fair bleibe.
In zwei Jahren musste der Bürgermeister zwar auch erkennen, dass vieles länger dauert als geplant, sich zäher entwickelt als angenommen wichtig sei aber, dass am Ende etwas Konstruktives und Positives für die Gemeinde herauskommt. Ein Beispiel ist die Klage gegen die Art und Weise, wie die Regierung bei der ZUE das Planungsrecht der Kommune aushebelte. Der Ausgang war lange ungewiss, während sich in Wimbern das Haus immer weiter entwickelte. Immerhin aber war die Klage ein Teilaspekt, der zum aktuellen Vergleichvorschlag der Bezirksregierung führte. Und mit dem können alle Seiten gut leben, meint Wickedes Bürgermeister.
Zwar muss noch der Gemeinderat zustimmen, das Ganze zudem verbindlich festgehalten werden - doch das dürften nur noch Formalien sein. Auf einen glücklichen Ausgang hofft Michalzik auch bei der Autohaus-Ansiedlung auf dem alten Sportplatz. Gestalterische Kreativität lebt Michalzik zudem aus, wenn es darum geht, die Position der Gemeinde in ihrer Außenwirkung zu profilieren.
Wickede damals als Gastgeber und Initiator, als sich alle ländlichen Gemeinden mit Flüchtlingseinrichtungen zusammentaten, um gegenüber dem Land mit einer Stimme zu sprechen, Wickede als ein Motor des LeaderProjektes - und am 8. Oktober übrigens erneut als Gastgeber der Vertreter aller LeaderRegionen NRWs, die sich mit dem Umweltministerium im Bürgerhaus zu einem Symposium einfinden - all das sind kleine Schritte, die das Standing der Kommune fördern.
Einbringen möchte sich Michalzik aber auch, wenn es um die Sparkassen-Fusion geht. Er ist Mitglied der Verhandlungsgruppe, die nach dem Sommer aktiv wird, und zuversichtlich, „dass es mit den Soestern gelingt“.
Mit Blick in die Zukunft freut sich Martin Michalzik über die Ruhe einer ausnahmsweise sechs Jahre langen Wahlperiode, die jetzt immer noch rund vier Jahre ohne kommunalen Wahlkampf beschert. Da können Aufgaben wie die weitere Entwicklung der Sekundarschule, begleitende Maßnahmen zum Edeka-Aldi-Komplex ebenso wie zum neuen Rewe-Standort oder auch die noch intensivere Beteiligung der Bevölkerung an der Gestaltung Wickedes ungestört angegangen werden - ebenso nächste Schritte, um das Ortsbild weiter aufzuwerten.
Michalzik sinnt hierzu auch über geeignete Wege nach, wie man die Erfahrungen, Wünsche und Erwartungen der Bürger für ihre Heimat erfragen kann, um sie bei weiteren Planungen zu berücksichtigen. Zudem sichert er sich für Wickede externe Kompetenz, wenn es um ein an das Thema „Masterplan“ angelehntes Vorhaben geht: Wickedes Rathauschef möchte ein integriertes kommunales Entwicklungskonzept in Auftrag geben. „Dabei lassen wir uns von einem Büro begleiten“, blickt Michalzik nach vorne. Das Ganze startet im Herbst, die Kosten von rund 40 000 Euro werden zu 75% gefördert.
Apropos Förderung: Auch in diesem Punkt darf man dem Bürgermeister ein kreatives Händchen bescheinigen. Für welchen gestalterischen Schritt es aus welchem Topf wie viele Mittel gibt - diese Recherche hat im Rathaus einen hohen Stellenwert. Sicher gibt’s auch Juckepunkte: Mit anerkennendem Blick auf jene, die einfach mal die Baumscheiben vor der Haustür mitpflegen, wenn sie ohnehin in ihrem Garten tätig sein, wünscht sich Michalzik mehr solcher Patenschaften und weniger Klagen von solchen, die zwar das eigene Grün umhegen, beim Blick über den Zaun aber gleich nach der Gemeinde rufen, weil dort die Baumscheiben zu reinigen seien.
Traurig stimmt ihn zudem der Blick auf Wickedes nordöstlichen Ortsgang: Die Kreuzung des Waltringer Weges mit der Hövelstraße, wo seit Jahr und Tag auf Besitzung Arndt die Scheune vor sich hingammelt. Hier sei anzuerkennen, „dass die Amtsbefugnisse ihre Grenzen haben“.
Die wenig erbaulichen und eher frustrierenden Erfahrungen - sie hielten sich in den vergangenen zwei Jahren aber in engen Grenzen. „An neun von zehn Tagen“ habe er auch weiterhin richtig Spaß an der Sache, so Martin Michalzik. Das klingt gut - bei dieser Quote darf man wohl auch künftig noch von manchem Impuls Michalziks für die Entwicklung und Gestaltung der Kommune ausgehen...
Quelle: Soester Anzeiger vom 30.07.2016